2.3. Berufliche Hintergründe

Wir haben weiter oben festgestellt, daß die Phase der Jugend als Qualifikations- und Integrationsprozeß in Berufs- und Arbeitswelt angesehen werden kann.

Betrachten wir die aktuelle, eher prekäre Lage auf dem Arbeitsmarkt, speziell das Problem der Jugendarbeitslosigkeit, so verstehen wir das deutliche Unbehagen in puncto berufliche Zukunft.[1] Die Tatsache, daß Menschen in einer besitz- und erwerbsorientierten Gesellschaft auf den Verkauf ihrer Arbeitskraft angewiesen sind, Angebot und Nachfrage sich aber nicht immer die Waage halten, führt zur Suche nach immer neuen Wegen und Möglichkeiten, u.a. zur Ökologie: dazu, daß Jugendliche sich Hoffnungen machen, im Ökologiebereich eine Beschäftigung zu finden, nach dem Motto: "Ökologie hat eine bessere Zukunft." So gesehen, darf das FöJ als individuelle Möglichkeit zur Verbesserung der Berufschancen gelten. Jedes Praktikum, jede zusätzliche Berufsqualifikation vermehrt die Hoffnung auf beruflichen Erfolg. Auch unsere Überlegung, daß Jugendliche heutzutage angesichts der drohenden Arbeitslosigkeit immer häufiger immer längere Ausbildungsformen wählen, hat sich als Motiv für die Teilnahme am FöJ herausgestellt. Qualifiziertere Ausbildungsgänge setzen oft Wartezeiten und zusätzliche Praktika voraus, die sich im FöJ sinnvoll verwirklichen lassen. Immerhin verfügen über 46% der Jugendlichen bereits über klare Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft, für sie ist das FöJ eine konkrete "Möglichkeit des Weiterkommens". Etwa 16% der Eltern dagegen betrachten das FöJ als reine Übergangszeit.

Für viele ist freilich die allgemeine Verwirrung nach dem Schulabschluß, die Unübersichtlichkeit auf dem Arbeitsmarkt, die Ratlosigkeit der Berufsberater, der ausschlaggebende Faktor für die Teilnahme am FöJ: "Ich habe keine Idee gehabt, wie es weitergehen sollte, viele Möglichkeiten sind unterbunden, deswegen habe ich gedacht, ein Jahr im Umweltbereich zu arbeiten". Man weiß nicht, was man tun soll, mit der Einstellung, "irgendwie ist im Umweltbereich viel los, vielleicht ergibt sich etwas" geht man ins FöJ. Circa 61% des zweiten Jahrgangs gaben an, aus der Perspektive der "Berufsfindung und -möglichkeit" heraus am FöJ teilgenommen zu haben.[2] Hier kann nachvollzogen werden, daß dem Interesse am Umweltschutz kein bloßes intellektuelles Bedürfnis zugrunde liegt, auch kein rein humanitäres Anliegen, sondern der ganz persönliche Wunsch, das eigene Leben zu planen und ökonomisch zu sichern. Nicht nur Idealismus und "Liebe zur Natur" motivieren die Jugendlichen, ein Jahr ihrer Lebenszeit in den Dienst der Natur zu stellen, sondern die der Blick liegt auf der Sicherung einer individuellen Zukunftsperspektive.

Auch die Rolle der Eltern und ihr Interesse daran, daß ihr Kind eine adäquate und zukunftsorientierte Ausbildung erhält, dürften ihre Entscheidung mitbestimmt haben. Dies wird noch dadurch unterstrichen, daß 62% der Eltern das FöJ als "eine gute Möglichkeit für junge Leute, neue berufliche Perspektiven zu entwickeln", ansehen.

Und in der Tat, in den meisten Fällen gehen ihre Hoffnungen auf: etwa 97% der Teilnehmer gaben an, während der FöJ-Zeit konkrete Berufs- bzw. Studienpläne entwickelt zu haben. Dies dürften sie vor allem ihrer mehr praktisch ausgerichteten Tätigkeit in den Einsatzstellen verdanken.