2.4. Jugendspezifische Hintergründe

Die Jugendlichen im FöJ wachsen hinein in ökologisches Gruppenverhalten, entwickeln ein sozial geprägtes Risikobewußtsein. Wie immer man Risiken heutzutage im einzelnen definieren mag[1], sicher ist, daß Umwelt oft als bedroht und bedrohlich wahrgenommen wird, doch wird diesem Sachverhalt je nach individueller Prädisposition unterschiedlich begegnet.[2] Jugendliche nehmen diese Situation besonders ernst, sie fühlen sich aufgrund ihres Alters, der Lebenszeit, die noch vor ihnen liegt, doppelt betroffen und gefährdet. Den Erwachsenen wird vorgeworfen, sie hätten den Generationenvertrag gebrochen und sich aus der Verantwortung gegenüber dem Leben und der Jugend gestohlen. Auf dieser Argumentationsgrundlage wollen die Jugendlichen nun selbst die Verantwortung für das Leben übernehmen. Die Situation verlangt von ihnen, daß sie nach neuen individuellen und kollektiven Strategien, Gegenmaßnahmen, Verarbeitungsmechanismen und nicht zuletzt nach neuen Bewußtseinsinhalten suchen. Es werden neue Verhaltensabsichten und Umgangsformen entwickelt, um die immer wieder neu ins Bewußtsein gerückten Ängsten und Gefahren um den eigenen Lebensraum bewältigen zu können. Die Teilnahme am FöJ mag ein Indiz für vorhandenes Interesse daran sein, als Jugendlicher seinen Lebensraum selbst schützen zu wollen. Immerhin vertreten 71% der Befragten die Ansicht: "Verantwortlich für die Umweltprobleme sind vor allem die Strukturen unserer Industriegesellschaft" - und damit die Erwachsenenwelt. Auch die Bereitschaft von 81%, für den Schutz der Umwelt persönliche Opfer zu bringen[3], zeigt, daß sie die Umwelt als gefährdet einstufen. So ist es nicht verwunderlich, daß sie Angst haben, Kinder in die Welt zu setzen, wie aus der Zustimmung zu folgendem Item erhellt: "In der heutigen Zeit kann man es eigentlich gar nicht verantworten, Kinder in die Welt zu setzen" - mit einem Mittelwert von 4,7 auf der von 1 bis 7 skalierten Antwortmöglichkeit.[4] Viele sind bereit, zugunsten ihrer Umwelt Verzicht zu üben, ein kleinerer Teil (circa 20%) nur hält es für möglich, die Zukunftsprobleme auch mit Hilfe von Wissenschaft und Technik zu lösen.