2.7. Vergleich einzelner FöJ-Jahrgänge

Die Langzeitbeobachtung der Teilnehmer bestätigt eine Beobachtung der Jugendforschung: Meinungen, Einstellungen und Verhaltensweisen der Jugendlichen unterliegen gegenwärtig einem raschen Wandel. So lassen sich selbst innerhalb des verhältnismäßig kurzen Beobachtungszeitraums von drei Jahren deutliche Unterschiede zwischen den Jahrgangsgruppen ausmachen. Die Teilnehmer des ersten FöJ 1990/91 empfanden die Umweltbedrohung als existentieller als die folgenden Jahrgänge.[1] Sie neigten deshalb zu einer politischen Fundamentalopposition. Gegenüber der Seminargestaltung hatten sie starke Vorbehalte. Während nur 14% von ihnen damit zufrieden waren[2], stieg die Zufriedenheitsquote in den folgenden Jahren auf 28% (1990/91) bzw. 29% (1992/93), obwohl es nur geringfügige Veränderungen bei den Seminarinhalten gegeben hatte. Gleichzeitig ging die Unzufriedenheit vom zweiten auf das dritte FöJ-Jahr von 32% auf 5% zurück. Konnte man beim zweiten Jahrgang noch von einer pragmatischen Grundhaltung sprechen, so wies der 3. Jahrgang (1992/93) Anzeichen von Anpassung auf. Kritische umweltpolitische Positionen und kontroverse Meinungsäußerungen bekamen Seltenheitswert. Das hatte jedoch auch damit zu tun, daß sich die ganze Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf das in Frage gestellte FöJ richtete. Um dessen Weiterleben zu sichern, schrieben die ansonsten politisch nicht sonderlich interessierten jungen Männer und Frauen an Abgeordnete und luden diese zu Gesprächen zum Seminar vom 29. März bis 2. April nach Gundholzen ein.

In diesem Kontext verdient auch die Einstellung der Teilnehmer zur wissenschaftlichen Begleitforschung eine Randnotiz. Während vor allem der erste Jahrgang heftige Kritik an den Methoden und Ergebnissen der wissenschaftlichen Begleitforschung vorbrachte, füllte die dritte Jahrgangsgruppe ohne ersichtlichen Widerspruch die ausgeteilten Fragebögen aus, wenn sich auch unter der Oberfläche gewisse Vorbehalte bemerkbar machten. Insgesamt gesehen hat aber die ursprüngliche Aversion gegenüber "der Wissenschaft" und "den Experten" einer nüchternen Haltung Platz gemacht. Dies kann so beschrieben werden: ihre Dienste werden in Anspruch genommen und ihre Ergebnisse geprüft, ohne von vornherein auf Ablehnung zu stoßen oder Zustimmung zu erhalten.