3.2.5. Einsatzstellen mit überwiegend aufklärerischer Funktion

Hierunter sind jene Einsatzstellen zu verstehen, die ihre Aufgabe hauptsächlich in der Aufklärung der Bürger sehen und mit Umweltschutz nicht nur die administrative, sondern auch die kulturell-politische Dimension verbinden. Dies wirkt sich auf die Teilnehmer dahingegend aus, daß sie sich stärker als die Gesamtgruppe (17% vs. 8%) für politische Aktionen und Diskussionen interessieren. Dem kommen Tätigkeit und organisatorische Situation in den Einsatzstellen entgegen. Die Jugendlichen befassen sich aktiv und kritisch mit Umweltpädagogik und lernen dabei selbst, wie schwer es sein kann, Vorstellungen und Einstellungen der Menschen gegenüber der Umwelt einzuschätzen und zu verändern. In aufklärerisch-pädagogischen Projekten mit Kindern und Jugendlichen - Exkursionen, Theaterstücken, Diavorträgen - bekommen sie die Möglichkeit, Natur und Naturschutz aus der gesellschaftlichen Perspektive erfahren: 80% von ihnen bezeugen dementsprechend einen starken Wissenszuwachs im Bereich von Umwelt und Umweltpolitik (vs. 47% der Gesamtgruppe).

Die Arbeitssituationen sind relativ locker, man darf Kritik üben, ohne sogleich als Querulant zu gelten und emotional aus der Gruppe ausgeschlossen zu werden: die Teilnehmer sind in der Regel sehr zufrieden mit diesen Einsatzstellen, doch umso weniger sind sie es mit der Seminarleitung, die ihnen unflexibel und politisch insgesamt wenig motivierend erscheint. Die Seminarthemen etwa fanden nur bei 66% von ihnen Anklang (vs. 79% der Gesamtgruppe), dagegen legen sie mit 83% überdurchschnittlich viel Wert auf den sozialen Erfahrungsaustausch. Auch ist ihre Einstellung zum theoretischen Background doppelt so positiv wie bei der Gesamtgruppe.

Es kann aber durchaus vorkommen, daß naturnahe Erfahrungen in diesen Einsatzstellen in den Hintergrund rücken. Die Einrichtungen sind weitgehend auf die Mitarbeit der Teilnehmer angewiesen. Die Persönlichkeit des einzelnen spielt im sozialen Kontext eine große Rolle. Es wird viel Wert auf Interesse und Engagement gelegt; man geht davon aus, daß die Teilnehmer sich später im Beruf aktiv mit Umweltproblemen beschäftigen werden und dieses Jahr nicht nur als abzuleistendes Praktikum betrachten.

Es sollte im vorhergehenden aufgezeigt werden, daß die Einsatzstellen so unterschiedliche wie begrenzte Aufgaben im Rahmen des Freiwilligen ökologischen Jahres wahrnehmen. Dies kann dazu führen, daß die Jugendlichen nur sehr unvollständig mit der Umweltproblematik in Berührung kommen.

Ein Mißstand, der durch die Seminare behoben werden könnte und müßte, da das FöJ sonst in der Tat auf ein reines Umweltpraktikum reduziert würde. Unterschiedliche Funktionen der Einsatzstellen können nur dadurch kompensiert werden, daß die Seminare ihr Schwergewicht künftig auf die in den meisten Einsatzstellen vernachlässigten politischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge legen. Der Gedanke, das FöJ als Bildungsjahr zu betrachten, soll dieser Forderung Nachdruck verleihen: die Seminare des FöJ als Angelpunkt öko-politischer Bildung.