3.3. Verhältnis Teilnehmer - Einsatzstellen

a) Aus der Sicht der Teilnehmer: Nach deren Meinung müßten bei der Auswahl der Einsatzstellen strengere Maßstäbe angelegt werden. Zu 45% wird dabei moniert, daß ihrer Tätigkeit kein klares Konzept zugrunde liege. Das überrascht. Den Teilnehmern wird zu Beginn ihres FöJ in der Regel die Möglichkeit eingeräumt, sich zunächst in der Einsatzstelle umzusehen und in Zusammenarbeit mit dieser bzw. der Landeszentrale einen individuell abgestimmten Arbeitsplan auszuarbeiten. Möglicherweise stellt dies eine gewisse Überforderung dar, so daß klarere Vorgaben seitens der Einsatzstellen gewünscht werden. Im Zusammenhang damit steht die Meinung von 30%, sie würden nicht ausreichend mit ökologischen Problemen befaßt. Und 15% sehen in ihrer Arbeit wenig ökologischen Sinn. Daraufhin näher befragt, ergibt es sich, daß manche Kritiker von einem etwas engen Ökologieverständnis ausgehen. Vor allem gefallen ihnen die zugeteilten Routinearbeiten nicht. So kommen 21% der Teilnehmer zu dem Schluß, daß sie von den Einsatzstellen als billige Arbeitskraft behandelt würden. Da ihnen jedoch noch Berufserfahrungen fehlen, können sie nicht wissen, daß auf jedem Arbeitsplatz mehr oder weniger umfangreiche Routinetätigkeiten anfallen. Es kann aber durchaus der Fall sein, daß die Jugendlichen den Sinn dieser Tätigkeiten nicht erkennen oder daß diese im Vergleich zu selbständigen oder innovativen Anteilen ein unverhältnismäßig hohes Ausmaß einnehmen. Die Landeszentrale für politische Bildung versichert jedoch aufgrund ihrer Einsatzstellenbesuche glaubwürdig, daß von einem allgemeinen Mißbrauch nicht die Rede sein könne.

b) Aus der Sicht der Einsatzstellen:

Die Teilnehmer sehen die Einsatzstellen recht kritisch. Im Unterschied hierzu zeichnen diese ein verhältnismäßig positives Bild von ihren FöJ-Teilnehmern. Im ersten Modelljahr waren 60% mit ihren selbst ausgesuchten Teilnehmern "sehr hoch" und "hoch zufrieden", 29% "unterschiedlich zufrieden" und 11 % wollten sich nicht äußern. Für 10 % stellten die Teilnehmer allerdings eine Belastung dar. Ähnliche Resultate, jedoch mit geringfügig zunehmender Unzufriedenheit, waren auch in den beiden folgenden Jahren zu verzeichnen. Bemängelt wurde vor allem, daß mit praktischer Arbeit, allgemeiner Organisationsfähigkeit und Ordnungsliebe sowie der Arbeitseinteilung es manchmal im argen läge. Auch von den Teilnehmern wurden diese Punkte bestätigt. Obwohl sich viele von ihnen eine praktische Tätigkeit nach der Schulzeit gewünscht hatten, kommt es oft zu einem Praxisschock. Anfängliche ökologische Planungseuphorie prallt oftmals mit der Realität des Machbaren zusammen; die Betreuer der Einsatzstellen sehen sich insofern oft zwischen den Fronten. Dennoch wird den meisten Teilnehmern von den Einsatzstellen Engagement, Arbeitsinteresse, Hinterfragung des eigenen Tuns bescheinigt. Im letzten Jahr wird allerdings einigen Teilnehmern eine gewisse, vermutlich auf die Schulzeit zurückzuführende "Konsumentenhaltung" vorgehalten.