3.4. Einsatzstellen und Seminare
Im 1. FöJ gehörte es noch zu den Wünschen der
Einsatzstellen, an der Seminarplanung beteiligt zu werden.[1] Es wurde dabei jedoch nicht so recht deutlich,
welche Art von Seminarplanung damit gemeint war: Ging es den Einsatzstellen nur
um eine Mitwirkung an der konzeptionellen Rahmenplanung, oder wollten sie gar
an der Einzelplanung der Seminare mitwirken? Letzteres verbietet sich aber
allein aus zeitlichen Gründen. Inzwischen scheint das Interesse der
Einsatzstellen an der Seminarplanung erloschen zu sein. Bereits im 2. FöJ
bekundeten sie zu 91%, kein Interesse daran zu haben, auf die Seminare
Einfluß auszuüben. Ein Grund wurde hierfür deutlich: Sie
betrachten sich zu 73% als inkompetent für Verbesserungsvorschläge.
Offenbar haben sie sich mit einer Arbeitsteilung abgefunden: Die Einsatzstellen
verstehen sich als Orte der praktischen Arbeit, der Landeszentrale werden die
Seminare überlassen. Bei den Teilnehmern ist man damit weniger zufrieden:
die Verbindung von Einsatzstellen und Seminaren gilt als
"verbesserungswürdig" im Sinne einer "konzertierten Aktion".
Dafür bestehen schon einige Ansätze. So wird in den Seminaren
offenbar recht ergiebig der Erfahrungsaustausch über die Arbeit in den
Einsatzstellen gepflegt. Darüber hinaus werden Einsatzstellenbesuche
gezielt in das Seminarprogramm aufgenommen und damit den Teilnehmern
nahegebracht. Um dafür nur einige Beispiele zu nennen:
Begegnungsseminar Sachsen (4.7.-7.7.1991):
4.7. Stuttgart: "Haus im Wald"6.7. Waiblingen: Zillhardthof
7./7.7. Murrhardt: Wacholderhof
Bodensee-Seminar (16.3.-20.3.1992):
Auch nehmen die Seminarprogramme in vielfältiger Weise Aspekte der
Arbeitsfelder der Einsatzstellen auf wie: Landschaftspflege/ Naturschutz,
Wasserwirtschaft, ökologischer Landbau, Alltagsökologie,
umweltbezogene Bildung, Verwaltung-Umweltrecht, Abfallwirtschaft/ Recycling.
Dies reicht jedoch manchen Teilnehmern und Einsatzstellen nicht aus. Sie
fordern eine weitergehende Ergänzung und Vertiefung der Arbeit der
Einsatzstellen in den FöJ-Seminaren. Was kann damit gemeint sein? Nehmen
wir zur Beantwortung dieser Frage die Einsatzstelle eines Landratsamtes, die
sich u.a. mit umweltrechtlichen Problemen ebenso beschäftigen muß
wie mit der Vorbereitung einer Umweltausstellung oder dem Verfassen eines
Faltblattes zur Abfallvermeidung. Da kann der Wunsch laut werden, mehr
über Umweltrecht zu erfahren. Es kann aber nicht Sinn und Zweck eines aus
Teilnehmern unterschiedlicher Einsatzstellen zusammengesetzten Seminars sein,
spezielle Kenntnisse in Umweltrecht zu vermitteln oder sich mit Sonderfagen der
Ausstellungsorganisation auseinanderzusetzen. Eine so verstandene
Ergänzung und Vertiefung würde bei der gegebenen Vielfalt der
Einsatzstellen zu einem den Seminarrahmen auflösenden kunterbunten
"Flickenteppich" führen. Die Vernetzung zwischen Einsatzstellen und
Seminaren ist daher woanders zu suchen. Um bei dem genannten Beispiel zu
bleiben: Sollte nicht - ausgehend vom Auftrag und Selbstverständnis des
FöJ - jeder seiner Teilnehmer über ein gewisses Maß an
umweltpolitischer Kommunikationskompetenz und an Verständnis für
Umweltrecht verfügen? Wenn diese Annahme begründet ist, so besteht
die wichtige pädagogische Aufgabe der Seminare weniger darin, das
Besondere der so verschiedenen Einsatzstellen zu er- und vermitteln, als
vielmehr das für das FöJ Repräsentative in ihrer Arbeit
aufzusuchen, zu verstärken und zu verallgemeinern. Mit anderen Worten:
Fixpunkt der Beziehungen Einsatzstelle-Seminare sollte vorrangig das FöJ
sein.[2]