TcT 13 = 3, 1999,

 

 

Helmuth Sagawe

 

 

Das Internet im interkulturellen Vergleich -

Überlegungen zu einem Untersuchungsvorhaben

 über regionale und globale Identitätsbildung

durch das Internet

 

 Vorbemerkung

 

Gesellschaftliche Transformationsprozesse und sich daraus ergebende kulturelle Veränderungen werden heute nicht mehr nur allein von den traditionellen Medien widergespiegelt, sie können inzwischen auch auf Grund der Vielfalt von digitalisierten Informationen im Internet analysiert werden. Die Varietäten der Sprache sind dabei ein wesentliches Beurteilungskriterium.

         Der folgende Beitrag behandelt ein derzeit laufendes wissenschaftliches Projekt1, das über die Translationswissenschaft hinaus interdisziplinär im Bereich Neue Kommunikationsmedien auch die Disziplinen Soziologie, Psychologie, Philosophie und Kommunikationswissenschaften berührt. Am Institut für Übersetzen und Dolmetschen der Universität Heidelberg wird zur Zeit vom Verfasser des folgenden Beitrags im Rahmen einer Lehrveranstaltung über "Interkulturalität im Internet" geforscht. Neben der Erarbeitung theoretisch fundierter Kommunikationskonzepte werden empirische Daten erhoben und analysiert. Der aktuelle Forschungsstand, die didaktische Aufarbeitung und die Präsentation der Ergebnisse können laufend im Internet über http://www.dr-sagawe.de abgerufen werden. Das Projekt wird voraussichtlich Ende 2000 abgeschlossen sein.

 

0. Einleitung

 

Eines der wichtigsten Ereignisse am Ende des zweiten Jahrtausends sind der Aufbau und die Weiterentwicklung des internationalen Kommunikations- und Informationsnetzes Internet. Das Internet ist Gegenstand zahlreicher Diskussionen und Untersuchungen im Alltag, in der Wissenschaft und den Medien. Natur-, Sozial- und Kulturwissenschaft befassen sich mit dem Phänomen Kulturraum Internet (vgl. z. B. die Projektgruppe "Kulturraum Internet" am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, WZB - http://www.wz-berlin.de). Allein 517mal ist der Terminus Kulturraum Internet im World Wide Web in deutscher Sprache zu finden.2 Neben der technischen Innovation werden gesellschaftsverändernde Funktionen dieses Wissens- und Informationsnetzes diskutiert; es wird von einer neuen "nachindustriellen Revolution" und einem "digitalen" und "virtuellen Zeitalter" - sogar von einer "neuen Ära in der Menschheitsgeschichte" gesprochen. In diesem Zusammenhang muß auch die "Globalisierung der Welt" durch das Internet gesehen werden.

         Dabei stehen sich zwei konträre Meinungen gegenüber. Auf der einen Seite ist von einer Vereinheitlichung der Kulturen und Sprachen die Rede. Auf der anderen Seite heißt es, daß das Internet eher eine Regionalisierung und die Betonung kultureller Eigenarten fördert, da es Gelegenheit zur weltweiten Präsentation regionaler Spezifika biete. Hierdurch könnten nicht nur kulturelle Merkmale verstärkt hervorgehoben werden, sondern auch nationale Akzentuierungen zu sehr an Gewicht gewinnen.

         Das oben genannte Projekt befaßt sich mit beiden Hypothesen. Entsprechend dem heutigen "Forschungs-Main-Stream" wird die Deutung der wichtigsten kulturellen Prozesse im Internet anhand handlungstheoretischer (vgl. Habermas 1981) und sprachphilosophischer Modelle (vgl. Frege 1971) behandelt, die durch hermeneutische Ansätze (vgl. Gadamer 1965) relativiert werden.

         Neben grundsätzlichen Überlegungen zum Kommunikativen Handeln von Mensch-Maschine im und durch das Internet, muß auch der Sachverhalt der Virtualität versus Realität, der diesem Handlungstypus zugrunde liegt, diskutiert werden, um der Bedeutung spezifischer kultureller Faktoren in diesem neuen Medium nachgehen zu können. Zur Bewertung von WWW-Seiten in bezug auf interkulturelle Unterschiede und sozio-technische Prozesse und Entwicklungen (vgl. Rammert 1999) müssen gemeinsame Kriterien festgelegt und - ausgehend von Theorien zum Kulturvergleich (vgl. Hofstede 1991) - ein daraus resultierendes wissenschaftliches Instrumentarium erarbeitet werden. Neben Seitenaufbau und Funktionalität - hierzu wurden bereits Prüfkriterien und Programme entwickelt, die jedoch für unsere Zwecke noch ergänzt werden müssen (vgl. z. B. die von der Firma Media Supervision, Heidelberg-Eppelheim entwickelten Kriterien [http://www.fitforweb.de]), - werden kulturspezifische Merkmale evaluiert und operationalisiert. Dieses Testinstrument soll u. a. als empirisches Erhebungsinstrument von Faktoren eingesetzt werden, das innerhalb bestimmter Rahmenbedingungen kontrastiv Interkulturalität in WWW-Seiten messen wird. Zur Erforschung kultureller Idiosynkrasien und Repräsentationsmechanismen sowie interkultureller Kommunikationsprobleme im Umgang mit dem Internet als neuem kulturellen Handlungsfeld werden amerikanische, arabische, chinesische, deutsche, japanische und russische Universitäten einbezogen.

         Die grundlegende These der Untersuchung lautet: Das Internet trägt zu einer Globalisierung der Kulturen und somit zu einem einheitlichen kulturellen und kommunikativen Handeln bei.

         Die Antithese lautet: Das Internet fördert eine Regionalisierung der Kulturen und Eigenheiten des kommunikativen Handelns und unterstützt lokale und spezifische kulturelle Identitäten (vgl. Döring 1998). Eine Aussage, die auch mit einer zu beobachtenden Verstärkung nationaler Einstellungen und Handlungsmuster übereinstimmt.

         In diesem Zusammenhang spielt auch die Tätigkeit des Übersetzers/Dolmetschers eine wichtige Rolle. Die traditionelle Übersetzungswissenschaft sieht Übersetzen als Transfer von Zeichen von einer Sprache in die einer anderen. Die moderne Translationswissenschaft hat jedoch unterstrichen, daß dieser Tätigkeit ein komplexer Vorgang zugrunde liegt, der in mehreren Dimensionen menschlichen Handelns abläuft und durch viele Faktoren bestimmt wird. Heute verstehen wir Translatorisches Handeln als Zusammenspiel von Faktoren des transkulturellen Kommunikativen Handelns (vgl. Habermas 1981; Vermeer 1986).

 

1. Mensch-Maschine-Kommunikation

 

In den letzten Jahren haben die Neuen Medien unsere alltägliche Lebenswelt erobert. Im wissenschaftlichen und ökonomischen Bereich und sogar im privaten Haushalt sind sie durch die Anbindung an Kommunikationsnetze als Informationsbeschaffer (z. B. im Internet) nicht mehr wegzudenken. Als sozusagen selbständig denkende und handelnde Maschinen unterstützen sie uns bei Entscheidungen oder nehmen uns diese als persönliche Partner ab (vgl. Sagawe 1994). Der Computer ist nicht mehr nur ein teleologisch orientiertes Handlungsinstrument, Werk- und Denkzeug (vgl. Haefner 1987) oder in dieser Fortführung gar eine "Geistmaschine" (vgl. Schachtner 1993), sondern muß als selbständiger Agent im kommunikativen Handlungsprozeß akzeptiert werden (vgl. Sagawe 1995).

         Nicht nur der Mensch paßt sich den jeweiligen Kommunikationspartnern und -strukturen an, sondern ganze Gesellschaftssysteme stellen sich auf die Neuen Medien ein. In der zwischenmenschlichen Kommunikation sind Babysprachen, Ausländerdeutsch und besondere idiolektale und soziolektale Ausprägungen ein Zeichen für die Anpassung an bestimmte Kommunikationsformen. Im technischen Bereich äußert sich die Anpassung an Kommunikationspartner und -strukturen durch mit dem Computer gestaltete Texte, die ihre neueste Kommunikationsform im Gestalten und in der Handhabung von Hypertexten gefunden haben. Es scheint einiges darauf hinzudeuten, daß die Befolgung des Kooperationsprinzips mit dem Computer dazu führt, daß der menschliche Partner die für die zwischenmenschliche Kommunikation typischen Interaktionsmarker (wie phatische, expressive und situative Elemente) im Dialog mit der Maschine zugunsten größerer semantischer Präzision, wie Explizitheit oder gar syntaktischer "Korrektheit", aufgibt.3 Okkasioneller 'Situolekt' oder Ausformung einer neuen Sprachvarietät mit einem Trend zur Verfestigung und Generalisierung oder die Entstehung ganz neuer kommunikativer Handlungsmuster scheinen hier zur Disposition zu stehen. Der Aufbruch in eine neue Ära der Kommunikation verheißt aber nicht nur neue Sprachstrukturen und vielfältige nonverbale Ausdrucksmittel in einer neuen Visualität, die eventuell in der heutigen Zeit die 'intellektuelle Durststrecke' unserer Gesellschaft bei einer "wachsenden Minderheit von Modernisierungsverlierern" (Habermas 1996) auszugleichen versucht, sondern auch, daß das altvertraute gedruckte Wort durch die digitale Technologie und das dadurch ermöglichte Zusammenspiel von technischen Elementen wie Telefon, Fax, Fernsehen und Computer von der 'Buchfläche' verschwindet.

         Auch hat die Übermittlung von Information durch neue digitale Techniken eine besondere Qualität erreicht. Wurden noch vor gar nicht langer Zeit Informationen und gesellschaftliche Normen durch Erzählen von Geschichten vermittelt - wie dies heute nur noch in wenigen technisch kaum entwickelten Kulturen zu finden ist (vgl. Greverus 1978) - und später die verbale Form und der kognitiv entwickelte Gedanke durch die Verwendung von Hieroglyphen und alphabetischen Schriftzeichen auf Stein, Haut, Papyrus oder Papier und unter Verwendung von Meißel, Feder, Bleistift unveränderbar 'zwischengespeichert', so wird heute der Gedanke als Text zwar semantisch eindeutig, aber visuell variabel gespeichert. Die Qualität eines Textes ist im Vergleich zum handschriftlichen Verfassen über die Verwendung von Lettern (wie bei der Schreibmaschine) durch digitales Erfassen von Gedanken eine andere geworden (vgl. Sagawe 1994).

 

2. Kommunikatives Handeln

 

Der vernetzte Computer als quasi selbständig denkende und handelnde Maschine ist zum instrumentellen Partner im kommunikativen Handlungsprozeß geworden. Handlungs- und Verhaltensänderungen sowie Änderungen im Selbstverständnis sozialer Systeme sind die Folge.

         Zur Erforschung der vorgenannten Phänomene bedarf es jedoch einer neuen soziologischen Kommunikations- und Handlungstheorie, da die neuen Sachverhalte schwerlich mit den alten Theorien erklärbar sind: Kritiker und Befürworter informationstechnischer Innovation befassen sich in der Regel mit ergonometrischen und arbeitspsychologischen Auswirkungen und Problemen beim Einsatz von Computern, verkennen dabei aber die subjektiv wahrgenommene sozio-technische Evolution des neuen Partners Computer oder gar seine Funktion als Virtuality-Gate.

         Bisher wurde Technikwissen vielfach als Instrument sozialer Machtausübung oder struktureller Herrschaftssicherung benutzt. Marcuse (1987) wies darauf hin, daß die Technik nicht erst durch ihre konkrete Anwendung, sondern schon durch ihre Logik und Methodik zur Herrschaftsausübung benutzt werden könne. Die Einführung der Mikroelektronik in allen Lebensbereichen kann als Eingriff in die Autonomie des Menschen gesehen werden. Wie das menschliche Gehirn, so kann auch der Computer Informationen speichern, rezipieren, transformieren und kombinieren; er ist lernfähig und sorgt gelegentlich sogar für Überraschungen. Deshalb stellt Geser (1989) der sozialen Evolution der Menschheit die Ko-Evolution intelligenter Maschinen an die Seite, die sich im Zusammenspiel zwischen humanen und elektronischen Interaktionspartnern mit all ihren Auswirkungen vollziehe. Angesichts dieser noch weitgehend unerforschten Situation soll hier der Versuch unternommen werden, aus sozial-, kultur- und translationswissenschaftlicher Sicht das Problem empirisch zu erfassen und in einer neuen Theorie zu formulieren.

         Kommunikative und soziale Verhaltensänderungen können am ehesten an Sprache und Sprachhandlungen beobachtet werden. Soziale Veränderungen machen zuerst in den Medien wie Presse, Rundfunk und visuellen Kommunikationsmitteln von sich reden. Die Sprache realisiert neue Sachverhalte und wird in einem weiteren Schritt zur metaphorischen Sprache.

         Die Ebene der Metaphorik ist jedoch nur eine erste Stufe zur Erklärung von Verinnerlichungsprozessen virtueller Gemeinschaften, auf der sich der Umgang mit der informationsverarbeitenden Technologie in der heutigen Gesellschaft widerspiegelt.

         Betrachtet man Handeln in einer virtuellen Gemeinschaft nun als überaus vielschichtige Kommunikationssituation, so ist der bisherigen Auffassung von einer Kommunikation Mensch-Maschine ein erweiterter Begriff vom Kommunikativen Handeln Mensch-Maschine hinzuzufügen. Die traditionelle Anschauung von der Mensch-Maschine-Kommunikation basierte auf einem teleologischen Handeln, das sowohl als ein rein auf die Maschine bezogenes instrumentelles Handeln angesehen wie auch als soziales strategisches Handeln betrachtet wurde. Beide Fälle beziehen erfolgsorientierte Kalküle als Handlungsziele mit ein. Solch instrumentell-strategisches Handeln wird durch Zweck- und Erfolgsorientierung wie egozentrische Erfolgskalküle und die Koordination individueller Handlungspläne begründet. Die Zweck-Mittel-Relation kennzeichnet hier das sogenannte Rationalisierungsprinzip. Dieses Prinzip relativiert sich nun aber in virtuellen Räumen durch die Aufhebung von Raum, Zeit und Zielorientiertheit.

         Der Mensch hat zudem Geltungsansprüche. Diese beruhen auf den Prinzipien der allgemeinen Verständlichkeit und der Wahrheit. Beide können aus der objektiven Richtigkeit der Daten und deren Verarbeitung nach Logik und naturwissenschaftlichen Gesetzen abgeleitet werden. Als sprachliche Kommunikationselemente werden zwischen Mensch und Maschine Befehle, Assoziationen und Daten, aber inzwischen vermehrt auch Icons (Sinnbilder wie z. B. auf der Windows-Benutzeroberfäche) ausgetauscht, die einen bestimmten Handlungsrahmen vorgeben. Diese Geltungsansprüche bleiben zwar in den virtuellen Handlungsräumen erhalten, verlieren aber zunehmend an Bedeutung. Wirklichkeit und Wahrheit sind keine Voraussetzung mehr für kommunikatives Handeln im Cyberspace.

         Kommunikatives Handeln in sozio-technischen virtuellen Räumen kann somit im Rahmen eines erweiterten Kommunikationsmodells dargestellt werden (vgl. Sagawe 1995). Es basiert zwar auf dem Konzept eines normenregulierten Handelns, wird aber im wesentlichen durch individuelle kognitive Erfahrungen bestimmt. Antizipiert werden Erwartungen aus der Handlungssituation, wobei sich das Handeln auf die Maschine und deren Umwelt bezieht. Die Handlungssituation darf als sozial charakterisiert werden, da Werte, Normen und das antizipierte Einverständnis der zugehörigen sozialen, aber nicht unbedingt an der Kommunikationssituation beteiligten Gruppe (virtuelle Gemeinde im Internet) einer gesellschaftlichen Bestätigung dienen. Somit wird ein reflexiver Modus von Interpretation als Rationalitätsprinzip gedeutet und die Handlungssituation - in Anlehnung an die Theorie des Kommunikativen Handelns (vgl. Habermas 1981) - als Ausgangspunkt angesehen. Rationalität wird dabei zur subjektiv interpretierten Rationalität uminterpretiert.

         Mensch und Computer sind in einen sozialen Handlungszusammenhang integriert, nehmen Bezug auf ihr erfahrenes und gespeichertes Wissen, ihre subjektiven Interpretationen und ihre normativen Orientierungen. Sie beanspruchen innerhalb ihrer realen und visuellen Scheinwelten die Geltungsansprüche der Verständlichkeit von sprachlichen Ausdrücken. Die Wahrheit der geäußerten Behauptungen (Daten, Texte, Befehle, realisierte/virtuelle Räume) und die subjektive Richtigkeit von zum Ausdruck gebrachten Intentionen unterliegen nur noch der Übereinstimmung mit den gespeicherten Daten. Die Richtigkeit der vollzogenen Sprachhandlung wird bestimmt durch neue Normen wie Syntax der Programmiersprache, Verwendung der vorgegebenen Befehle und Icons sowie neu geschaffene Dimensionen.

         Kommunikatives Handeln in sozio-technischen virtuellen Räumen scheint inzwischen in ein überaus komplexes Umfeld eingebettet zu sein. Es beeinflußt im nicht-rationalen Bereich das Verhalten des Menschen dahingehend, daß er sich zumindest in eine zwischenmenschliche kommunikative Handlungssituation versetzt glaubt und damit in virtuellen Räumen neue Realitäten und neue Kommunikationselemente  und -strukturen schafft.

         Zur Verdeutlichung neuartiger  Sachverhalte werden in der Sprache oftmals Metaphern eingesetzt. So können wir auch zur Beschreibung des Computers in  seiner kommunikativen Funktion eine neue "konzeptuelle" Metapher bilden, The Computer is a Gate for a real Virtuality, die das Prinzip für die Entwicklung zahlreicher kommunikativer Verhaltensweisen, die seit der Einführung der Computertechnologie zu beobachten sind, beschreibt. Es wird nun notwendig, erst einmal eine Typologie für Seinszustände in virtuellen Räumen zu erstellen. Unter Seinszuständen wollen wir im folgenden die metaphorischen Ausdrücke Spiegelung, Parallelität, Substitution und Assoziation verstehen und beschreiben:

(1) Spiegelung der Realität in eine Virtualität - sie drückt sich in einer existentiellen Doppelung von Real- und Spiegelwelten aus - es entstehen Formen der Parallelität, der Substitution und Assoziation.

a) Unter Parallelität verstehen wir dabei parallele Existenzweisen von Real- und Spiegelwelt. Sie ist die Konkretion der Doppelung.

b) Die Substitution hingegen weist auf einen substitutiven Doppelungsprozeß hin. Unter ihr versteht man die Seinskonkretion der Doppelung von Virtualität und Realität, den partiellen oder gar gänzlichen Ersatz von Teilsegmenten der Realwelt durch virtuelle Welten. So stellt z. B. das Tamagotchi (virtuelles Huhn) ein Beispiel für eine substitutive Seinsweise dar, ersetzt es doch bereits den Hamster in real life.

c) Assoziation meint die Verknüpfung von real life und virtuellen Seinsweisen. Die Dialektik von Realraum und virtuellem Raum führt dabei zu qualitativ neuen Lebensformen, wobei der virtuelle Raum der entscheidende Indikator für gesellschaftliche Transformationsprozesse sein wird. Die Virtualisierung des Seins ist der Motor von Transformationsprozessen in unserer Gesellschaft.

(2) Veränderungen vollziehen sich auch in der Semantik des Raumverständnisses (vgl. Paetau 1996). Der euklidische und newtonsche Raumbegriff weicht zunehmend einer relationalen Raumvorstellung, in der soziale Räume immer mehr als ein virtuelles Netzwerk von Kommunikation, abgekoppelt von geographischen Voraussetzungen, erfahren werden. Der Cyberspace, die Möglichkeit von Sozialität unter Abstraktion von körperlicher Realität, erscheint so als ein weiteres Moment gesellschaftlicher Abstraktion (vgl. Bühl 1996). Über welche Identitätspotentiale diese neue Form von Sozialität verfügt, liegt einerseits in einer gesteigerten Kommunikation mit einer enormen Integrationswirkung in einer virtuellen globalen Weltgesellschaft, andererseits wird sie in einer neuen Ausdifferenzierung mit zentrifugalen Wirkungen gesehen, einer Fragmentierung der Öffentlichkeit und Ausdifferenzierung in Teilrationalitäten.

(3) Eine neue Qualität mit sinnlich-wahrnehmbaren Elementen im virtuellen ermöglicht es auch, die ganze Welt sinnlich zu alphabetisieren, also Systeme von akustischen, visuellen, taktilen, olfaktorischen, schwerkraftbezogenen und eventuell weiteren sinnlichen Elementen zu entwickeln, die eine Verfügbarkeit der Welt darstellen, die weit über die Erkenntnis per Sprache hinausgeht.

Dem Phänomen der Virtualität, wie wir es im Spiegelbild oder im Cyberspace erleben, stellt Foucault (1990) hinsichtlich der gesellschaftlich-räumlich-örtlichen Gegebenheiten allerdings die "Heterotopien" gegenüber. Darunter versteht er Orte, die anders sind als normale Orte des Alltagslebens einer Gesellschaft. Wie ein Spiegelbild verweisen sie die Gesellschaft auf sich selbst. Orte der abweichenden Abläufe und Rhythmen sind z. B. Sanatorien, psychiatrische Kliniken, Gefängnisse oder Friedhöfe, Parks, Gärten, Museen, Bibliotheken, Festwiesen, Kinos, Theater, Bordelle und Klöster. Ihre Abweichungen bestätigen die Regeln des Alltags, da die Sichtbarmachung der Normabweichung die Norm stabilisiert. Heterotopien hinsichtlich der Virtualität, also von Seinszuständen wie Spiegelung, Parallelität, Substitution und Assoziation, müßten demnach in der Realität gesucht werden.

         Von der anderen Seite betrachtet gibt es für jedes Ereignis in unserer tradierten Welt bei der Berührung mit dem Computer ein virtuell-heterotopes Gegenereignis. Sprungartig wächst die Menge der Ereignisse, die Resultate virtuell-heterotoper Gegenwelten sind. Hier entsteht auch die Genese von homunculus digitalis (vgl. Sagawe 1997). Durch das Medium Schrift erst wurde der voralphabetische Körper, der homunculus realis, zum alphabetischen Körperselbstbild homunculus textualis umgeschaffen. Durch die Erfindung digitaler Medien evoluierte er zum technomedialen Körper, zum homunculus digitalis.

         Die Zeiten, in denen Aussagen auf ihre Wahrheit hin überprüft werden konnten, scheinen unwiederbringlich vorbei zu sein. Begriffe wie "objektive Realität", "Widerspiegelung" und "Abbild" werden - nachdem sie theoretisch schon längst in Frage gestellt wurden - nun ad absurdum geführt und realisieren sich als heterotope virtuelle Realität.

         Der zentrale Vorgang am Ende unseres Jahrtausends ist die Virtualisierung des Seins, worunter wir einen Prozeß verstehen, bei dem die Kommunikation mikro- und makrosoziologischer Bereiche zunehmend in virtuellen Räumen stattfindet und eine computergenerierte Entwicklungsumgebung evoziert. Sie führt zu einer neuen Form der Soziabilität. Kulturelle Muster sowie unser Raumbegriff selbst werden sich ändern. Gesellschaftliche Transformations- und Kulturationsprozesse können dabei nur im Kontext der Dialektik von Virtualität und Realität hinreichend erfaßt werden.

         Bei der Beurteilung der kulturellen Folgen im Hinblick auf die technische Ersetzbarkeit des Menschen als homunculus digitalis oder gar die Kolonialisierbarkeit des Menschenkörpers (vgl. Ellrich 1996) kann mit Virilio (1996) argumentiert werden: Wir müssen zwischen präsemantischer Wahrnehmung und sozialer Kommunikation unterscheiden. Die daraus abgeleitete Kernfrage aber bleibt, ob medial erzeugte Bilder sprachlich geprägte Kontrollmuster zunehmend außer Kraft setzen oder eventuell verstärken.

 

Man kann die genannte präsemantische Wahrnehmung auf der Folie der konventionellen Body-Mind-Trennung dem Bewußtsein zuschlagen, - um diese dann - wie etwa bei Luhmann (Luhmann 1995), der Kommunikation als eigenständigem System der Sinnesverarbeitung gegenüberzustellen - oder aber als eine Aktivität auffassen, an der sich ein wichtiger Aspekt der körperlichen Einflußnahmen auf die Produktion gesellschaftlich relevanten Wissens niederschlägt. (Ellrich 1996:91)

 

3. Internet als Wissens- und Informationssystem

 

Abstrahieren wir von den Vorstellungen der Virtualität, die wir später als eine Variable in unser neues Kommunikationsmodell mit einbeziehen werden, und wenden uns dem Faktor Daten zu, der für uns die Qualität von Information besitzt. Information muß in handlungsorientiertes Wissen übergehen und entsprechend kollektiv organisiert werden, damit es innerhalb eines Gesellschaftssystems überhaupt wirksam werden und eine Funktion ausüben kann. Dazu ist eine systematische Aufbewahrung bzw. Speicherung in realen oder virtuellen Räumen notwendig.

         Es gibt viele Vorstellungen darüber, was Information ist und wie sie aufbewahrt und gespeichert werden kann. Analog zur heutigen digitalen und globalen Informationsverwaltung im Internet gab es z. B. schon zu Zeiten Rudolf Steiners (1861-1925) Überlegungen über eine Chronik, die Akashachronik, in der alles Gewesene der ganzen Welt gespeichert und niedergeschrieben sein sollte. Ihr Prinzip sei es, daß alle Informationen aus energetischen Impulsen beständen, die sich ständig zwischen den Dimensionen befinden, in einem bestimmten Frequenzbereich schwingen und quasi auf einer kosmischen Festplatte, einem universalen Weltgedächtnis, gespeichert sind. Jeder, der, unabhängig von anderen geistigen und kulturellen Prädispositionen, entsprechende mediale Fähigkeiten besitzt, könne sich dieser Informationen bedienen.

         De facto werden heute Informationen im Internet digital (elektronisch) und in bestimmten Frequenzbereichen verstreut über den ganzen Globus in einzelnen Computern gespeichert. Beim Zugriff auf die Daten entfallen räumliche und zeitliche Schranken. Sind die technischen Voraussetzungen gegeben, können Daten aus allen Lebensbereichen und Kulturkreisen eingegeben und abgerufen werden. Da diese Daten kulturellen Einflüssen unterliegen, sind sie eine geeignete Basis für sozial- und kulturwissenschaftliche Analysen (vgl. Cassirer 1994). Eine Analyse der Daten kann aber nur sinnvoll sein, wenn die Besonderheiten des Mediums Internet, also die Virtualität mit ihren Geltungsansprüchen, mit in Betracht gezogen werden.

 

4. Kulturalität

 

Sollen nun die Daten des Internets unter besonderer Berücksichtigung der Geltungsansprüche der Virtualität auf Faktoren der Kulturalität hin untersucht werden, so müssen wir uns erst einmal mit Interkulturalität bzw. dem Kulturvergleich beschäftigen (vgl. Assmann 1999):

         Wird über Ursprung und Wesen des Menschen nachgedacht, sein Schicksal und seine Identität zu ergründen versucht, so verspricht man sich von der Kulturphilosophie Antwort auf eine Reihe von Fragen. Der Mensch als Individuum und soziales Wesen muß bei der Bildung von individueller oder kollektiver Identität im Zusammenhang mit seiner Kultur gesehen werden. Dies trifft auch auf eine virtualisierte Gesellschaft zu. Darf daher auch hier Kultur als ein Identitätsbilder angesehen werden? Sicherlich wohl nur bedingt, da Kultur eine ebenso unklare Begrifflichkeit ist wie z. B. Heimat oder Identität.

         Vermutlich stammen die ältesten Dokumente über Kultur von Hesiod (vgl. Merkelbach 1997). Aufbauend auf Theorien über einen Kreislauf der Schöpfungen der Welt und der Kulturen und Vorstellungen über eine Aufwärtsentwicklung zu einem höchsten kulturellen Ideal sprach man - bedingt durch das abendländische Selbstverständnis - zunächst nur von der Kultur, wobei der Begriff auf dem deutschen Idealismus und der Romantik basierte. Kulturtheorien jedoch, die sich besonders stark an Ausgangsmaximen von Einzelwissenschaften orientierten (so z. B. der Darwinismus oder die Wirtschaftswissenschaften und Naturwissenschaften, die positivistische Psychologie und Psychoanalyse) waren das Ergebnis des Niedergangs des deutschen Idealismus. Bei dieser Betrachtung von unten fehlt es heute an einer Verbindung von philosophischen Reflexionen und empirischem Wissen über Kulturen.

         Die Grundbedeutung von Kultur gibt es heute noch im agronomischen Sprachgebrauch, z. B. Baum- und Pflanzenkultur. Als Gegenbegriff zur Kultur kann die Natur angesehen werden, wenn man von einer grundlegenden Definition ausgeht, daß Kultur das ist, was auf der Basis natürlicher Vorgegebenheiten in Pflege genommen, gezüchtet und gebildet wird und werden muß. Weiterführend muß Kultur mit Cicero und Horaz (cultura animi) als Pflege und Ausbildung des Geistes bezeichnet werden. Hegel unterscheidet einen subjektiven, objektiven und absoluten Geist, wobei sich der subjektive Geist im einzelnen Menschen, der objektive Geist in den Gemeinschaftsformen der Menschen und der Geschichte verwirklicht, und der absolute Geist (auch als Weltgeist bezeichnet) sich in dem allgemeinen Kulturzustand, der Vollendung der Welt, realisiert (vgl. Düsing 1986).

         Soll Identität aus der Kultur abgeleitet werden, so kann dies herkömmlicherweise innerhalb dreier Bereiche geschehen.

(1) Identität durch Wirtschaftskultur: Identität wird in dem Bereich gebildet, in dem der Mensch als Lebewesen seine materiellen Lebensbedürfnisse mit den Mitteln der Technik befriedigt, indem er sie als Rohstoffe gewinnt, verarbeitet und schließlich handelt und verbraucht.

(2) Identität durch Sozialkultur: Identität entsteht in dem Bereich, der alles umfaßt, was mit dem Umgang von Menschen mit Menschen zu tun hat.

(3) Identität durch Geisteskultur: Identität wird in dem Bereich gebildet, der mit Geisteskultur als Kultur im engeren Sinne (da natürlich alle Kulturbereiche geistig gestaltet sind) bezeichnet wird.

Die Identität, die ein Individuum aufrechtzuerhalten sucht (Ich-Identität) und die es mit anderen Individuen verbindet (kollektive Identität), ist - so z. B. nach dem amerikanischen Philosophen und Sozialpsychologen George Herbert Mead (1868-1931) - in besonderer Weise auf sprachliche Darstellung angewiesen. Vor allem im Medium verbaler Kommunikation, ergänzt durch die Mittel nonverbaler, z. B. gestischer oder mimischer Symbolorganisation, findet die Diskussion der Situationsinterpretation und die Auseinandersetzung der gegenseitigen Erwartungen zwischen Interaktionspartnern statt, in der sich diese Identität behaupten muß. Bis jetzt galt nur die Sprache - als Komponente, die die prekäre Balance der Identität zwischen divergierenden Erwartungen aufnehmen kann, die also die jeweiligen Erwartungen der Interaktionspartner anzeigt und einen Spielraum für Diskussionen zuläßt, die Widersprüche aufzeigen und erklären kann, aber auch unlösbare Sachverhalte als lösbar darstellt, die auch über die im Augenblick erfragten Informationen hinaus weitere, für die Interaktion und Identität wichtige Informationen einfügt - sowohl der Wahrung einer Ich- als auch einer kollektiven Identität. Durch die Visualisierung einer virtuellen Welt in räumlich und zeitlich nicht faßbaren Dimensionen ist jedoch dieser Identitätsbegriff in Frage gestellt worden.

 

5. Kulturvergleich

 

Anthropologen gelangten in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts zu der Erkenntnis, daß es in allen Gesellschaften ähnlich gelagerte Probleme gibt, wobei die Gesellschaften jedoch unterschiedlich mit ihnen umgehen. Folglich kann der Umgang mit diesen Problemen als Kriterium für den Vergleich von Kulturen herangezogen werden. Dies belegten besonders die amerikanischen Anthropologinnen Ruth Benedict (1887-1948) und Margaret Mead (1901-1978) durch ihre Untersuchungen (vgl. Hofstede 1991:13). Nun galt es, die universellen Probleme zu kategorisieren, um die Kriterien für einen Kulturvergleich zu reduzieren. Der Soziologe Inkeles und der Psychologe Levinson nannten dabei folgende Problemkategorien:

(1)     das Verhältnis zur Obrigkeit, zu Vorgesetzten,

(2)     das Selbstbild, insbesondere

a)       das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft und

b)      das Bild des Individuums von Maskulinität und Femininität,

(3)     die Konfliktbewältigung einschließlich des Umgangs mit Aggression und des Ausdrucks von Gefühlen (vgl. Inkeles + Levinson 1969:447ff).

Auch haben sich viele bedeutende Psychologen und Philosophen auf Grund psychologisch orientierter Forschungsinteressen mit interkulturellen Problemen befaßt. Einer der ersten Forscher der modernen experimentell-empirischen Psychologie ist Wundt (1904), aber auch Freud (1940), Jung (1912) sowie Lazarus + Steinthal (1882), Thurnwald (1924) und Helpach (1938, 1953) beschäftigten sich mit dieser Thematik. Unter dem Schlüsselbegriff "Völkerpsychologie" knüpften diese Autoren direkt oder indirekt an die Überlegungen von Herder (1784) über das Walten des "Volksgeistes" an, in dem er die besondere schöpferische und vereinigende Quelle der historischen Entwicklung verschiedener Völker vermutete. So unternahm die Völkerpsychologie den Versuch, in den von Menschen geschaffenen Kulturprodukten das eigentlich kreative psychische Potential ganzer Volksgemeinschaften zu sehen. Wundt konzipierte die Völkerpsychologie als eine Erweiterung seiner Individualpsychologie.

         Für eine kulturpsychologische Forschung, die sich mit der Analyse interkultureller Austauschprozesse befaßt, ergeben sich folgende Aufgaben:

(1)     die Identifikation handlungswirksamer Merkmale des jeweiligen kulturspezifischen Orientierungssystems,

(2)     die Erfassung von Unterschieden, Gemeinsamkeiten und Kompatibilitäten zwischen verschiedenen Orientierungssystemen,

(3)     die Entwicklung und Erprobung von Lernverfahren, die eine Übernahme fremdkultureller Orientierungssysteme in das eigene Handlungsschema ermöglichen.

Zentrale Merkmale des kulturspezifischen Orientierungssystems lassen sich als sogenannte "Kulturstandards" definieren. Unter Kulturstandards werden alle Arten des Wahrnehmens, Denkens, Wertens und Handelns verstanden, die von der Mehrzahl der Mitglieder einer bestimmten Kultur für sich selbst und andere als normal, selbstverständlich, typisch und verbindlich angesehen werden. Eigenes und fremdes Verhalten wird auf der Grundlage dieser Kulturstandards beurteilt und reguliert. Als zentrale Kulturstandards sind solche zu bezeichnen, die in sehr unterschiedlichen Situationen wirksam werden und weite Bereiche der Wahrnehmung, des Denkens, Wertens und Handelns regeln und die insbesondere für die Steuerung der Wahrnehmungs-, Beurteilungs- und Handlungsprozesse zwischen Personen bedeutsam sind. Kulturstandards sind hierarchisch strukturiert und miteinander verbunden. Sie können auf verschiedenen Abstraktionsebenen von allgemeinen Werten bis hin zu sehr spezifischen verbindlichen Verhaltensvorschriften definiert werden. Zentrale Kulturstandards einer Kultur können in einer anderen Kultur völlig fehlen oder nur von peripherer Bedeutung sein. Verschiedene Kulturen können über ähnliche Kulturstandards verfügen, die aber jeweils unterschiedliche Funktionen erfüllen, in unterschiedlichen Handlungsfeldern wirksam werden und unterschiedlich weite Toleranzbereiche aufweisen.

         Die über Generationen hinweg ausgebildeten spezifischen Bewertungs- und Verhaltensstandards (Kulturstandards) stehen für eine Auffassung von Kultur als einem spezifischen Orientierungssystem.

         Mit der Verhaltensbeobachtung ist zugleich eine Ursachenzuschreibung (Kausalattribuierung) oder die Zuschreibung eines oder mehrerer Handlungsziele (Finalattribuierung) verbunden. Wahrnehmungs- und Attributionsprozeß sind so eng miteinander gekoppelt, daß sie im Erleben eine Einheit bilden. Erst das Zusammenspiel von Wahrnehmung (Perzeption), Informationsverarbeitung (Kognition) - z. B. in Form der Aktivierung kognitiver Schemata, Skripts, Prototypen - und Attribution ermöglicht eine sinnvolle Umwelterfahrung und -orientierung (vgl. Markus + Zajonc 1985). Wie eine Person wahrgenommen, wie ihr Verhalten bewertet und welche Bedeutung ihr zuerkannt wird, ist abhängig von zentralen Kulturstandards als Maßstäben zur Bewertungs- und Bedeutungszuschreibung.

         Interkulturelles Handeln findet in kulturellen Überschneidungssituationen statt, in denen Menschen aus verschiedenen Kulturen darauf angewiesen sind, durch Interaktion miteinander ihre Handlungsziele zu erreichen. Zur Vermeidung kulturell unangepaßten Handelns und daraus resultierender Handlungsstörungen bedarf es einer Veränderung und Erweiterung des eigenkulturellen Orientierungssystems in Richtung auf das fremdkulturelle Orientierungssystem.

 

6. Variablen zur Hypothesenüberprüfung

 

Um Interkulturalität, d. h. Kulturunterschiede mit der Tendenz zur Regionalisierung bzw. Globalisierung, nun im Internet empirisch erfassen zu können, muß dies auf einer kulturübergreifenden vergleichbaren Datenbasis geschehen. Die WWW-Seiten, die unsere Grundlage für den Vergleich und die Überprüfung der eingangs erhobenen These und Antithese darstellen, mußten von Usern mit vergleichbarer Bildungsschicht und sozialem Umfeld erstellt worden sein, die gleiche Thematik als Inhalt, Motto oder Thema aufweisen sowie die gleiche Funktionalität erfüllen bzw. für die gleiche Zielgruppe konzipiert worden sein.

         Hierzu wurden WWW-Seiten ausgewählt, die in den einzelnen Ländern Großstädte, offizielle Präsentationen der einzelnen Regierungen, der Universitäten und Fußballvereine sowie Fan-Pages, z. B. von Michael Jackson, Prinzessin Diana und Monica Levinsky, repräsentieren. Auch Touristik-Präsentationen scheinen uns eine sinnvolle Datenbasis zu sein, um z. B. die virtuelle Dimension von lokaler und globaler Identität zu erheben.

         Eine weitere Untersuchungseinheit werden die länderspezifischen Suchmaschinen darstellen. Ihnen liegen oftmals unterschiedliche Kategoriensysteme zugrunde. Teilweise werden auch die einzelnen Seiten mit einem prozentualen Frequentierungsindex versehen. Hier lassen sich kulturspezifische Werte einzelner Thematiken messen.

         Die pro WWW-Seite zu erhebenden Variablen können in folgende Gruppen gegliedert werden:

 

Seitenstruktur

Frames: Anzahl

Buttons oder Image-Maps: Anzahl

Visuelle Wahrnehmung: Seite sofort sichtbar, ohne zu scrollen

Ladevorgang: schnell/langsam

Kontextinformationen vorhanden: ja/nein

 

Dialogorientierung/ Interaktive Elemente

Text-Hyperlinks: Anzahl

Graphik-Hyperlinks: Anzahl

E-mail als Adresse: ja/nein

E-mail als Link/Graphik: ja/nein

Diskussionsforen: Anzahl

Chat-Räume: Anzahl

Gästebuch: ja/nein

Gästebuch: Aufforderung mit Signierungscharakter: ja/nein

Gästebuch: Aufforderung zu kritischen Äußerungen: ja/nein

Call-me-back-Button

Spiele/Gewinnspiele: ja/nein

Suchfunktion innerhalb des WWW-Site: ja/nein

 

Kontaktwahrscheinlichkeit

Anzahl der Links von WWW-Seiten auf die eigenen Seiten

 

Informationstiefe

vertiefender Text oder Original-Quellen durch Hyperlinks: ja/nein

 

Service

Surftips: ja/nein

News: ja/nein

Download von Dateien: ja/nein

 

Organisationsprofil

Logo: ja/nein

Überschriften: Schriftgröße/Farbe

Überschriften: Individuell orientiert: ja/nein

Überschriften: Institutionell orientiert: ja/nein

Überschriften: %Anteil der Überschrift an der Seite

Überschriften: Siegel/Wappen: ja/nein

Werbung durch Banner: Anzahl

Werbung durch Text: Anzahl der Einheiten

Werbung durch Links: Anzahl

Kommerzielle Werbung: Bereiche

 

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7. Kultur als erklärende Variable

 

Zur Differenzierung der Daten und Überprüfung unserer Hypothesen können interkulturelle Variablen des Klassifikationsschemas von Hofstede (1980) mit einbezogen werden: Hofstede hatte zwischen sozialer Distanz (power-distance), Kollektivismus vs. Individualismus (collectivism versus individualism), Femininität vs. Maskulinität (femininity versus masculinity) und Grad der Unsicherheitsvermeidung (uncertainty avoidance) unterschieden.

         Diesen vier Dimensionen fügte er noch eine fünfte Dimension hinzu: Langzeitorientierung im Leben vs. Kurzzeitorientierung (long-term orientation in life versus short-term orientation).

         Die soziale Distanz (power-distance) wird als das Verhältnis zwischen Untergebenen und ihren Vorgesetzten erfaßt, zwischen Kindern und ihren Eltern oder zwischen Schülern und ihren Lehrern. Aus den Untersuchungen geht dabei hervor, daß eine relativ große Distanz zwischen Vorgesetzten und Untergebenen in den lateinamerikanischen Ländern, Asien, Frankreich und Spanien zu finden ist. Hier sollen sich die Untergebenen widerspruchslos fügen, die Vorgesetzten verkehren nicht mit ihren Untergebenen und verhalten sich paternalistisch und autokratisch. In den USA, Großbritannien und den meisten anderen europäischen Ländern dagegen sowie in Neuseeland und Israel herrscht geringe soziale Distanz.

         Soziale Distanz kann sich auf WWW-Seiten z. B. dadurch bemerkbar machen, ob und wie Untergebene oder sozial hierarchisch tiefer Gestellte in die Seiten integriert werden. So kann z. B. bei Homepages von Universitäten anhand der Darstellung der Inhalte untersucht werden, worin das vorrangige Ziel der Präsentation liegt, ob Kommunikations- bzw. Kontaktmöglichkeiten gegeben sind, ob gegebenenfalls durch einen Link explizit auf Homepages von Mitarbeitern und/oder Studierenden - sofern vorhanden - hingewiesen wird. Auch das "Größenverhältnis" der Darstellungen von Titel, Institutionsbezeichnung und Universitätssiegel im Vergleich zum Text geben Aufschluß über soziale Distanz.

         Unter Kollektivismus versus Individualismus versteht man die Ausprägung von Gemeinschaftsdenken bzw. Einzelkämpfermentalität. In individualistisch ausgeprägten Kulturen wird das eigene Vorankommen der Loyalität gegenüber der Gruppe oder dem Arbeitgeber Vorrang gegeben. Zu den hochbewerteten Idealen gehören Freizeit, Freiheit in der Gestaltung des Arbeitsablaufes und die persönliche Herausforderung und klare Äußerung der eigenen Meinung. Gibt es z. B. - um beim Fall Universitäts-Homepage zu bleiben - eine Dozentenbibliographie? Enthält diese "alle" entsprechenden Arbeiten oder ist sie z. B auf die Veröffentlichungen bestimmter Personengruppen (nur Professoren und habilitierte Mitabeiter) beschränkt?

         Femininität vs. Maskulinität: Berufliche Ziele unterscheiden sich kulturell bei Männern und Frauen. Höhe des Gehalts, Anerkennung für erbrachte Leistungen, Aufstiegschancen und persönliche Herausforderungen werden als männlich bewertet, wohingegen für Frauen ein gutes Arbeitsverhältnis mit ihren Vorgesetzten, gute Zusammenarbeit, ein Wohnort mit günstigen Lebensbedingungen für die Familie sowie ein sicherer Arbeitsplatz wichtig sind. Hinweise, nach denen auf der WWW-Seite gesucht werden muß sind z. B. Titel, verliehene Preise, Auszeichnungen und Mitgliedschaften.

         Der Grad der Unsicherheitsvermeidung erfaßt u. a., wie stark die Angehörigen einer Kultur dazu neigen, ihnen unbekannte Situationen zu meiden. Alles Fremde und Andersartige wird bei hohem Grad der Unsicherheitsvermeidung als bedrohlich empfunden. Studierende solcher Kulturen möchten feste Rahmen vorgezeichnet bekommen und erwarten z. B. vom Dozenten klare Lösungen für alle Probleme. Im WWW können hier klare Anweisungen für das Studium mit Strukturvorgaben angeführt werden. Nonkonformistisches Verhalten wird abgelehnt, Sicherheit sowie Ansehen werden als motivierende Faktoren angesehen.

         Bei der Komponente Langzeitorientierung im Leben vs. Kurzzeitorientierung geht es um die unterschiedlichen Wertvorstellungen von Kulturen. In langzeitorientierten (zukunftsorientierten, dynamischen) Kulturen, wie China, Hongkong, Taiwan, Japan und Indien, sind Ausdauer und Disziplin, Fügung in soziale Hierarchien, Sparsamkeit und Schamgefühl geschätzte Werte. In den kurzzeitorientierten (vergangenheits- und gegenwartsorientierten, statischen) Kulturen wie Pakistan, den Philippinen, Kanada, Großbritannien, den USA und Deutschland werden Ausgeglichenheit und Stabilität, Tradition und Gegenleistungen hochgehalten. Semantische oder visuelle Elemente dieser Eigenschaften sind ebenfalls im WWW zu operationalisieren.

         Weitere Unterscheidungen lassen sich nach Hall + Hall (1989) darstellen: Die wesentlichen Variablen zum Aufzeigen kultureller Unterschiede sind: Zeitplanung (time), Informationsfluß und Verbalisierungsgrad (context), Geschwindigkeit der Informationsübermittlung (fast vs. slow messages) sowie räumliches Verhalten (space). Wie lassen sich diese Variablen bei der Beurteilung von Kulturunterschieden im Internet faktisch erfassen? Gibt es über die Eingangsseite eine direkte Möglichkeit, Kontakte mit der Führungsspitze aufzunehmen?

         In bezug auf Zeitplanung wird in diesem Zusammenhang zwischen monochronen (monochronic) und polychronen (polychronic) Kulturen unterschieden. In monochronen Kulturen werden feste Zeitpläne erstellt, Termine genau eingehalten; man konzentriert sich stets nur auf eine Aufgabe und erledigt die Dinge nacheinander.

         Dagegen werden in polychronen Kulturen, wie Frankreich und Spanien, Termine nicht als unverschiebbare Eckpunkte betrachtet, sondern eher als ungefähre Richtwerte. Persönliche Kontakte zu pflegen sowie im Gange befindliche Transaktionen mit Partnern zu einem Abschluß zu bringen haben Vorrang. Bei der Beurteilung der WWW-Seiten muß nun untersucht werden, ob entsprechende Faktoren auf den Seiten zu finden sind. Werden klare Zeitangaben gemacht, um bestimmte Dinge zu ermöglichen? Stehen diese im Vordergrund oder gleich auf einer der nächsten verlinkten Seiten?

         Eine weitere Unterscheidung in diesem Zusammenhang ist die Einteilung in High-context-Kulturen und Low-context-Kulturen.

         High-context-Kulturen sind dadurch gekennzeichnet, daß in ihnen miteinander in Kontakt stehende Personen untereinander extensive Informationsnetze aufbauen und es so zu einem regen Informationsaustausch zwischen ihnen kommt. High-context-Kulturen sind in der Regel auch polychron. Die Chancen, angeforderte Informationen zu bekommen, sind in High-context-Kulturen größer, wenn man mit den potentiellen Informanten persönlichen Kontakt aufnimmt, als wenn man dies postalisch oder per Telefon bewerkstelligt.

         In Low-context-Kulturen wird Wert auf abgeschirmte Einzelbüros gelegt, wodurch der Informationsfluß gehemmt wird. Meist sind dies monochrone Kulturen, wie USA, Deutschland, Schweiz und Finnland. In Low-context-Kulturen wird eine enge Grenze zwischen Privat- und Geschäftsleben gezogen. Manche Institutionen gehen dazu über, auf ihren Seiten nur standardisierte Kommunikation durch vorgegebene Skripten zuzulassen. Es gibt keine Möglichkeit, die Telefonnummer oder gar die Möglichkeit für ein persönliches Gespräch mit Mitarbeitern zu erfahren. Dies führt auch zur Unterscheidung von monochronen Kulturen, in denen Informationen so rasch wie möglich, also sprachökonomisch, übertragen werden, und polychronen Kulturen, in denen dagegen Wert auf einen gehobenen Stil und Witz gelegt wird.

         Nicht nur zwischen dem Zeitverhalten und dem Informationsfluß sowie dem Verbalisierungsgrad lassen sich Zusammenhänge herstellen, sondern auch zwischen diesen Variablen und dem räumlichen Verhalten. In monochronen Low-context-Kulturen ist z. B. die Firmenleitung in der Regel in der obersten Etage, der Chefetage, zu finden. Die Chefs arbeiten dort in Einzelbüros und werden oft von einer Sekretärin im Vorzimmer von unerwünschten Unterbrechungen abgeschirmt, wodurch der Informationsfluß behindert wird.

         In einer polychronen High-context-Kultur ist das Führungspersonal in der Regel in der Mitte angesiedelt und wird nicht von Mitarbeitern abgeschirmt. In bezug auf das Internet ist in diesem Zusammenhang u. a. der Frage nachzugehen, ob über die WWW-Seite der ungehinderte Zugang zum Führungspersonal überhaupt möglich ist.

         Einzuordnen sind auch persönliche Darstellungen von Fotos auf WWW-Seiten. Haben sie die Funktion der Minimierung sozialer Distanz oder dienen sie der individuellen Profilierung?

 

8. Schlußbemerkung

 

Es wird hier aus einer laufenden Untersuchung berichtet, deren Konzeption und theoretischer Hintergrund aufgezeigt und zur Diskussion gestellt werden sollte. Weder erhebt die Untersuchung durch eine neue Theoriebildung einen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, noch ist sie verschlossen für neue Theoriebeiträge. Auf Grund des Facettenreichtums der zu untersuchenden Variablen und der Komplexität des Untersuchungsumfanges wird sie sich noch über einen längeren Zeitraum erstrecken. Da die theoretischen Vorarbeiten noch nicht abgeschlossen sind, muß die Evaluation weiterer Faktoren virtueller Gemeinschaften wegen des raschen Transformationsprozesses im Cyberspace relativ variabel gehandhabt werden. Auch die eingangs gestellte Frage nach der Rolle und Funktion des Übersetzers von WWW-Seiten muß noch aus handlungstheoretischer Sicht untersucht werden. Zuletzt ist die Frage nach der Globalisierung bzw. Regionalisierung zu beantworten und zu klären, inwieweit unterschiedliche kulturelle Einflüsse hierfür ausschlaggebend sind.

 

Literatur

 

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Dr. Helmuth Sagawe, Institut für Übersetzen und Dolmetschen, Universität Heidelberg, Plöck 57a, D-69115 Heidelberg, Deutschland

 

Anmerkungen:

1          Das Projekt wurde vom Interdisziplinären Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen der Universität Heidelberg (IWR) unterstützt.

 

2          Stand 1. September 1999, recherchiert durch: www.altavista.de. Am 15. Februar 1999 waren nur 232 Seiten zu diesem Thema vorhanden.

 

3 Ein Beispiel für die 'Anpassung' der Kommunikationsmarker an die Maschine liefern auch automatische Übersetzungssysteme. So wurde beobachtet, daß Gespräche, die z. B. über das maschinelle Dolmetschsystem Verbmobil gedolmetscht wurden, bei den Gesprächspartnern die Tendenz zu syntaktischer Vereinfachung in der Kommunikation auslösten (vgl. Apfelbaum + Wadensjö 1997).