Geleitwort

Mit großer Spannung übernahm die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg 1990 die Trägerschaft für das Modellprojekt "Freiwilliges Ökologisches Jahr" in Baden-Württemberg. In jeder Hinsicht war Neuland zu betreten. Einmal unterschieden sich die Strukturen im Freiwilligen Ökologischen Jahr vor allem bei den Einsatzstellen und den Tätigkeitsbereichen grundsätzlich von denen im bereits bewährten Freiwilligen Sozialen Jahr, andererseits bedeutete es für die Landeszentrale einen Einstieg in einen Bereich politischer Bildung, der sehr stark sozial-pädagogisch geprägt und vom Lern- und Beziehungsprozeß her auf ein Jahr und darüber hinaus angelegt ist. Es gab also viele neue Erfahrungen zu machen, welche die Frage beantworten sollten, ob das freiwillige Ökologische Jahr eine geeignete bildungspolitische Maßnahme sei und bundesgesetzlich eingeführt werden sollte. Die Nachfrage bei den Jugendlichen und der greifbare Erfolg ließen in diesem Fall aber die politische Entscheidungsfindung - trotz einiger Verzögerung - den wissenschaftlichen Erkenntnisprozeß fast überholen.Am 23. Dezember 1993, wenige Wochen nach der Vorlage des Berichts, wurde das Gesetz zur Förderung eines Freiwilligen Ökologinschen Jahres verkündet. Unsere vielfältigen Beobachtungen von persönlicher Motivation und ökologischen Engagement wurde wissenschaftlich objektivert und durch eine Belgeituntersuchung unter Leitung von Professor Dr. Dr. Herbert Schneider und unter der Mitarbeit von Dr. phil. Helmuth Sagawe und Dipl. Soz. wiss. Hasan Akbari, alle Heidelberg,.erfaßt und sind im vorgelegten Abschlußbericht zusammenfassend dargestellt. Dazu war eine umfangreiche Erhebungsarbeit durch Fragebogen, teilnehmende Beobachtung bei Seminaren und Interviews an Einsatzstellen notwendig. Den Wissenschaftlern sie für die dreijährige, hohen zeitlichen und persönlichen Einsatz erfordernde Arbeit sehr gedankt.

Die Veröffentlichung eines Abschlußberichts steht am Ende des Modellprojekts "Freiwilliges Ökologisches Jahr". Deswegen sei hier auch allen weiteren Beteiligten für ihr Mitwirkung, Anregungen und Kritik gedankt: den Einsatzstellen, an denen die Jugendlichen das ökologische Arbeiten an sich kennenlernen und die sich kooperativ und dialogbereit in einen gemeinsamen Prozeß hineinbegeben haben, dem Unweltministerium, welches das Modellprojekt stets aufmerksam begleitete und förderte, den Teilnehmenden, denen wir neben viel Arbeit noch mehr positive und motivierende Erlebnisse verdanken, sowie dem Beirat, der sowohl die Entwicklung des Freiwilligen Ökologischen Jahres als auch die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleituntersuchung sachkundig und kritisch kommentierte.

Last but not least gilt mein Dank dem Projektleiter, Herrn Konrad Pflug, sowie den anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Landeszentrale für politische Bildung, die durch Einsatz und Einfühlungsvermögen, unter nicht immer einfachen Rahmenbedingungen, das Freiwillige Ökologische Jahr auf einen erfolgreichen Weg gebracht haben.

Das Freiwillige Ökologische Jahr ist auch für die politische Bildung ein Novum. Weniger themen- als teilnehmerorientiert, weniger ereignis- als prozeßorientiert, weniger lernorientiert als erlebnishaft, bildet es eine neue Qualität, die auch anderweitig in der Erwachsenen- und Jugendpädagogik interessierte Menschen anspricht. Politische Bildung darf und kann keine Verhaltensrezepte verteilen, sondern soll durch Erleben und Erfahrungen Orientierungen anbieten, die den Menschen als Entscheidungsgrundlage dienen können. Diese Aufgabe wird bei jungen Menschen um so wichtiger, als der gesellschaftlichen Informationsfülle ein persönlicher Erfahrungsmangel gegenübersteht. Deshalb bräuchte unsere Gesellschaft noch mehr Angebote für junge Menschen wie das Freiwillige Ökologische oder Das Freiwillige Soziale Jahr.

Möge dieser Abschlußbericht einen Anstoß dazu geben

Siegfried Schiele

Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg