Jugend zwischen Krisenorientierung und
Optimismus: Die WELT DER MODERNE - so wird heute berichtet - ist
einmal mehr in die Krise geraten! Eine Krise des Menschen in seinem
Verhältnis zur Natur, das den Sinn des Lebens nicht in der Harmonie mit
der Natur sucht, sondern Kontrolle über die Natur anstrebt und darin den
Fortschritt sieht.[1] Solche Aspekte haben die
Autoren des Buchs Die Grenzen des Wachstums zwar schon vor gut zwanzig
Jahren zu allgemeinen Bewußtseinsinhalten zu machen versucht, dennoch
sind sie auch heute noch aktuell. Auch Beck kommt 1986 in seiner Schrift:
Risikogesellschaft. Auf dem Weg zu einer anderen Moderne, in seinem
Unterfangen, die Moderne zu erklären, zu dem Schluß, daß
unsere Gesellschaft durch den Modernisierungsprozeß und die mit ihm
verbundenen Entwicklungen von Wissenschaft und Großtechnologien wie auch
von scheinbar harmlosen kleinen Alltagstechnologien einen neuen Stand erreicht
habe. Durch den rasanten sozialen Wandel verloreren traditionelle Werte an
Bedeutung, viele sinnstiftende und identitätsverleihende Normen und
Verhaltensmuster seien außer Funktion gesetzt, ohne daß neue
alternative Rollen und Normen entwickelt würden. Dennoch wird im Vergleich
zu den zukunftspessimistischen Visionen der Jugendlichen, die im wesentlichen
aus den 80er und 90er Jahren stammen, von anderen Wissenschaftlern ein auf
Selbstbehauptung gerichtetes optimistisches Zukunftsbild gezeichnet, von
Schuchardt etwa, die in ihrem FöJ-Abschlußbericht Hölderlin
zitiert: "Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch"[2] und sich davon ein stärkeres
Gegenbewußtsein, parallell zu den wachsenden Umweltkatastrophen
verspricht. In diesem Sinne spricht die Shell-Studie auch von
"Zukunftsoptimismus und Selbstbehauptung" und in der IBM-Studie '92 ist von
einer "selbstbewußten" Jugend die Rede.[3] Zwar sei sie
umweltengagiert, friedensbewegt, sozial, religiös und technikbegeistert,
dennoch aber auch fremdenfeindlich. Ein "Ökozynismus" mache sich unter
ihnen breit,[4] einhergehend mit einem hohen
Grad an politischer Informiertheit bei einer Politisierung, die an den
Institutionen des politischen Systems vorbeigehe und im Schlagwort der
"Politikverdrossenheit" ihren Ausdruck fände.[5]
Dieser Zustand ist zwar nur ein Teil subjektiv erfahrener Wirklichkeit,
führt aber bei einem kleineren Teil der Jugendlichen zur Verunsicherung
und Desorientierung, zu einer starken psychischen Belastung. Sie betrifft jene,
die auf eine Suche nach Vorbildern und Modellen vielleicht noch stärker
als andere angewiesen sind. So die Jugendlichen, die sich zur Teilnahme am
Freiwilligen ökologischen Jahr entschlossen haben. In dieser
Situation entscheiden sie, sich ausbilden zu lassen, eine berufliche
Identität zu entwickeln - und am FöJ teilzunehmen. Grundlage ihrer
Entscheidung ist die gesellschaftliche Situation, wie sie sie konkret erfahren.
Von daher sollte ihre Entscheidung vor dem Hintergrund der natürlichen und
sozialen Umwelt, der zunehmenden Differenzierung der Lebensverhältnisse
und der damit verbundenen Suche nach sich selbst und nach einer beruflich
sicheren Zukunft betrachtet und analysiert werden. Verhaltensweisen,
Bewußtseinsformen und Entscheidungsstrukturen der Jugendlichen lassen
sich befriedigend nur im Blick auf diese Sachlage klären. Gleichgewichtig
bei der Analyse berücksichtigt werden müssen einerseits die
Bedürfnisse dieser Jugendlichen - sichere Zukunftsperspektiven,
vertrauensvolle Atmosphäre, Selbstverwirklichungsmöglichkeiten -
andererseits die zivilisatorischen Risiken, die nicht zuletzt den Spielraum
für die freie Entfaltung der Persönlichkeit einengen: So das
Spannungsfeld, an dem diese Jugendlichen ihre Handlungen orientieren und ihre
Bewußtseinsinhalte messen. Aus diesem Grund soll einerseits auf
spezifische Probleme, Aufgaben und Situationen eingegangen, die Jugendliche in
der Gesellschaft zu meistern haben, andererseits aber spezifische Motive und
Interessen der Jugendlichen, die am FöJ teilnehmen, analysiert werden.