FöJ und die Post-Ökologie: In den 60er Jahren bildeten sich kleine Gruppierungen, die eine moralische Ablehnung der gesellschaftlichen und politischen Moderne postulierten, heute verbinden Teile der Folgegeneration dies mit radikaler Rückkehr zu verdeckt religiösen und ökologisch titulierten Gemeinschaftsvorstellungen. Ist dies nun die neue Generation der Post-Ökologen in einer, wie der Gießener Politologe Claus Leggewie sie bezeichnet, Gesellschaft mit "unerotischer politischer Landschaft"1? Vielleicht wäre auch die Bezeichnung "post-ökologische Fundamentalisten" in Anlehnung an Kepels "postmoderne Fundamentalisten"2 treffender. A posteriori bleibt aber festzuhalten, daß post-ökologisches Bewußtsein auf moralischem Bindungsverlust, sozialer Entropie und religiösen Einstellungen basiert. Öko-Fundamentalisten gehen den pietistischen Weg einer verschworenen, aber bindungslosen Öko-Gemeinde, doch ihre Stärke liegt in der kapillar organisierten, also nicht allein symbolischen Eroberung der sozialen Lebenswelt. So auch die Jugendlichen des FöJ. Sie sehen aber dennoch einen vom Pragmatismus planierten Weg der Berufsorientierung, Selbstfindung und Indifferenz, gepflastert mit ökologischem und naturwissenschaftlichem Wissen. Das Freiwillige ökologische Jahr scheint ein Tummelplatz für Jugendliche mit einem speziellen post-ökologischen Bewußtsein zu sein.

Das FöJ bietet dennoch den politischen Instanzen Erfolg: die Symbolisierung eines umweltpolitischen Aktes gegenüber der Bevölkerung, um aufzuzeigen, daß ein umweltpolitisches Problembewußtsein mit jugendspezifischer Orientierung nicht ganz ohne Wirkung an ihnen vorübergegangen ist. Demonstrative bzw. symbolische Akte der Politik bleiben in der Bevölkerung meist nicht ohne Wirkung. So könnte durchaus über den Weg des FöJ, in dem Jugendliche sich mit interessanten umweltpolitischen Themen in geeigneten Veranstaltungen vertraut machen können, ein schon in der Bevölkerung latent vorhandenes Umweltbewußtsein gestärkt und sensibilisiert werden. Aber auch in der Hinsicht, daß der - 1992 als Begriff des Jahres gewählten - "Politikverdrossenheit" und einer post-ökologischen Orientierung entgegengewirkt werden könnte, sollte dieser neuen Einrichtung eine große Aufmerksamkeit entgegen gebracht werden.